Verlustangst erkennen und überwinden

Verlustängste können auf verschiedene Weise entstehen, oft basierend auf vergangenen Erfahrungen oder tief verwurzelten Überzeugungen. Beispielsweise können frühere Trennungen oder Verluste in der Kindheit das Vertrauen in langfristige Bindungen beeinträchtigen und Verlustängste begünstigen. Unsichere Bindungsmuster
in der Kindheit, mangelnde Geborgenheit und Zuverlässigkeit der primären
Bezugspersonen können dazu führen, dass Menschen im Erwachsenenalter
Schwierigkeiten haben, Vertrauen in Beziehungen aufzubauen und
Verlustängste zu entwickeln.
Symptome wie unkontrollierte Sorgen „verlassen zu werden“ oder dass der Beziehungsperson etwas zustoßen könnte, übermäßiges Kontroll-bedürfnis, Grübelspiralen, Eifersucht und Selbstzweifel können Ausdruck von Verlust- und Bindungsangst sein. Diese zeigen sich manchmal ganz subtil und manchmal können sie überwältigend sein. Ein überangepasstes Verhalten und auch das Gefühl „zu viel ?zu sein“ mit dem eigenen Nähbedürfnis sind oft die Folge und die Partnerschaft wird dadurch belastet.

Unser Bindungsstil ist entscheidend fu?r unser heutiges Bindungsverhalten. Es gibt hauptsächlich drei Bindungsstile: sicher, unsicher-ambivalent und unsicher-vermeidend.

Sicher gebundene Menschen fu?hlen sich in einer Beziehung wohl und vertrauen auf ihren Partner und die Entwicklung der Beziehung. Sie haben in der Regel keine Angst davor, verlassen zu werden.
Ein unsicher-ambivalenter Bindungstyp hat häufig das Gefu?hl, er muss sich fu?r die Zuwendung des Partners/der Partnerin anstrengen oder sogar dafu?r kämpfen. Ein Konflikt löst in diesem Typen häufig Verlustangst aus. Ein/e Partner/in mit ängstlichem Verhalten wird sich bei Stress eher um Nähe bemu?hen.
Ein unsicher-vermeidender Bindungstyp fu?hlt sich hauptsächlich in seiner Unabhängigkeit wohl. Diese Beziehungstypen bewahren in Beziehungen immer einen kleinen Sicherheits-abstand. Dahinter steht eine große Angst vor Ablehnung. Oft haben sie in ihrer Kindheit erfahren, dass sie sich auf ihre Eltern nicht verlassen konnten und unbewusst beschlossen, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Ihnen macht zu viel Nähe Angst. In Konflikten zieht sich dieser Bindungstyp zuru?ck und vermeidet häufig die Auseinandersetzung aus Angst vor Selbstaufgabe.

 

Wege aus der Verlustangst:

1 Regulation Nervensystem

Wenn wir in der Angst sind, ist unser Nervensystem in Anspannung – im sogenannten Fight-Flight-oder Freeze Modus. Der Sympathikus ist aktiv und versetzt unser Körpersystem in Leistungsbereitschaft. Der Herzschlag ist erhöht, die Atmung flach und die Muskeln angespannt. Der Parasympathikus ist für den Ruhezustand verantwortlich, und diesen brauchen wir um die Anspannung zu regulieren. Über tiefe und langsame Atemzüge können wir auf unser Nervensystem direkt Einfluss nehmen und dieses regulieren. Am besten erlernst du eine Atem-Methode oder andere Techniken die dir Spaß machen. Z.B:

  • Atemtechniken (4711 Regel: 4 Sek. Einatmen – 7 Sek. Ausatmen und 11 Minuten durchhalten)
  • Yoga
  • Meditation
  • Klopftechniken
  • autogenes Training
  • Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

 

2 Selbstberuhigung

Nachdem du dich mit der Atmung körperlich etwas entspannt hast, beruhige dich im nächsten Schritt durch fürsorgliche Selbstgespräche, in dem du dir mit folgenden Sätzen wohlwollend zusprichst:

  • Meine Angst kommt und geht in Wellen
  • Ich überlebe es
  • Alles wird gut
  • Ich bin nicht allein
  • Ich kann mir Hilfe suchen
  • Bisher habe ich es geschafft
  • Ich bin liebenswert
  • Ich bin gut – so wie ich bin

 

3 Gedankenstopp

Wenn du dich in deiner Verlustangst, mit wiederkehrenden belastenden oder angstmachenden Gedanken ertappst, stoppe den Gedanken, indem du dir in Gedanken ein rotes Stoppschild ausmalst und laut oder in Gedanken STOPP sagst. Durch das STOPP-Zurufen unterbrechen wir unsere Gedanken und gewinnen Abstand. Natürlich würden sie sofort wiederkommen, wenn wir jetzt nichts unternehmen.
Deshalb ist es wichtig, dass wir nach dem STOPP uns bewusst und schnell mit etwas Schönem ablenken, z.B. mit Aktivitäten oder Gedanken, die Freude bringen.

 

4 Identifiziere deine Trigger

Wann erlebst du deine Verlustangst am stärksten?
Welche Auslöser aktivieren deine Angst?

  • Partner verlässt die gemeinsame Wohnung
  • Partner kommt nach der Arbeit nicht pünktlich ?nach Hause oder meldet sich nicht zurück
  • Partner ist verabredet und verspätet sich
  • Bei Krankenwagensirenen steigt die Angst, es könnte was Schlimmes passiert sein

Mache dir bewusst, dass die heutigen Auslöser nicht die Ursache deiner Verlustangst sind, sondern die Ursache deiner Prägung in ?der Vergangenheit liegt. Durch den bewussten Umgang mit den sogenannten Triggerpoints kannst du Abstand herstellen zu der Situation und die Wucht deiner Angst reduzieren.

 

5 Ressourcen stärken

Besinne dich auf deine Stärken und Lieblingsaktivitäten:

  • Mache dir eine Liste mit positiven Eigenschaften
  • Befrage deine Freunde: Welche Stärken sehen sie in dir?
  • Tauscht euch über deine Selbstwahrnehmung bzw. Fremdwahrnehmung (deiner Freunde) aus
  • Erlerne ein neues Hobby, Sprache oder Sportart

 

6 Netzwerke ausbauen

  • Teile deine Ängste mit Freunden
  • Hol dir Unterstützung und Co- Regulation durch gemeinsames Beisammensein
  • Ablenkung ist erlaubt:
  • Verfolge deine Lieblingsaktivitäten
  • Teile deine Positiverfahrungen, wo du es geschafft hast aus der Angst

 

7 „Ehrenrunden einplanen“

Auf deinem Weg aus der Verlustangst sei geduldig mit dir selbst und plane bereits am Anfang deines Weges mit ein, dass du „Rückfälle“ erleben wirst. Mach dir klar, ein bisschen Verlustangst gehört auch dazu, wenn man liebt.

 

Mache dir bewusst, dass deine Angst dir einen wichtigen Hinweis gibt, wieder mehr auf DICH zu achten. Sie kommt und geht in Wellen und du lernst „sie“ zu surfen.

Tatiana Schildt

Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin

Schön, dass Sie auf meine Seite gefunden haben.

Ich freue mich, Ihnen bei den Themen Familientherapie, Paartherapie und Einzeltherapie behilflich zu sein.

Ihre Tatiana Schildt

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